Schöngerechnete Millionen: Der Kirchentag Dortmund 2019
Vom 19. bis 23. Juni 2019 fand in Dortmund der 37. Deutsche Evangelische Kirchentag unter dem Motto „Was für ein Vertrauen“ statt. Die Kunstaktion „11. Gebot“ war mit Moses und dem „Nackten Luther“ vor Ort – und deckte im Nachhinein eine dreiste Schönrechnung der städtischen Wirtschaftsförderung auf.
Der Weg zum Kirchentag war bereits umkämpft: Im Juni 2015 – vier Jahre vor der Veranstaltung – zog Moses zusammen mit „Religionsfrei im Revier“ drei Tage durch Dortmund und protestierte vor dem Rathaus. Die Zustimmung in der Bevölkerung war überwältigend. Menschen kamen spontan zum Moses und wollten den Protest unterschreiben. Es wurden sogar Unterschriftenlisten ausgelegt, die ursprünglich gar nicht geplant waren. Fast ausschließlich stimmten die Bürger zu: Kirchentage sind vom Veranstalter selbst zu zahlen, solche Glaubensfeste sind nicht mit Kultur- oder Sportveranstaltungen gleichzusetzen.
Trotz aller Proteste stimmte der Stadtrat im September 2015 mit den Stimmen von SPD, CDU, Grünen und FDP für die Förderung. Die finanzielle Lage Dortmunds war katastrophal, die Stadt hochverschuldet. Dennoch bewilligte der Rat 2,7 Millionen Euro Barzuschuss plus Sachleistungen in Höhe von 720.000 Euro – insgesamt also 3,42 Millionen Euro. Das Land NRW steuerte ursprünglich 3,9 Millionen Euro bei, erhöhte dann aber die Förderung im März 2019 um eine weitere Million auf 4,5 Millionen Euro. Der Bund gab 700.000 Euro. Bei Gesamtkosten von 21,5 Millionen Euro (später auf 19,6 Millionen nach unten korrigiert) stammten 8,7 Millionen Euro aus Steuergeldern – eine Staatsquote von etwa 39 Prozent.
Das eigentliche Skandalon kam erst nach dem Kirchentag: Die Wirtschaftsförderung der Stadt Dortmund verbreitete die Behauptung, der Kirchentag habe „regionalwirtschaftliche Effekte in Höhe von 15 Millionen Euro“ gebracht. Diese Zahl basierte auf einer nicht wissenschaftlichen, offensichtlich nicht repräsentativen Online-Umfrage unter Kirchentagsteilnehmern – also ausgerechnet bei den Profiteuren der Zuschüsse.
Die Kunstaktion „11. Gebot“ widersprach vehement: Völlig ignoriert wurde der massive Umsatzeinbruch des Innenstadteinzelhandels durch die Sperrung der Hauptverkehrsader, des Ostwalls, für schlecht besuchte Gottesdienste. Eine Marktforschungsstudie zum Kirchentag 2009 in Bremen war von Umsatzeinbrüchen für den Innenstadteinzelhandel von 40 Prozent ausgegangen – und das ohne Straßensperrungen.
Ein bitterer Nachgeschmack blieb: 2019 war Dortmund mit 3.809 Kirchenaustritten Spitzenreiterin unter deutschen Städten. Ausgerechnet in diesem Jahr ließ sich die Stadt einen fünftägigen Evangelischen Kirchentag rund 3,7 Millionen Euro kosten. Moses‘ mahnender Zeigefinger stellte die Frage: Wie kann eine hochverschuldete Stadt Millionen für ein Glaubensfest ausgeben, während immer mehr Menschen der Kirche den Rücken kehren – und sich dann auch noch mit fragwürdigen Zahlen die Welt schönrechnen?
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