Rekordsumme in Hannover: Der Kirchentag 2025
Vom 30. April bis 4. Mai 2025 fand in Hannover der 39. Deutsche Evangelische Kirchentag unter dem Motto „mutig – stark – beherzt“ statt. Für die Kunstaktion „11. Gebot“ war es ein besonderes Jubiläum: Zum elften Mal besuchte Moses gemeinsam mit dem „Nackten Luther“ einen Kirchentag – und protestierte gegen eine historische Rekordsumme.
Moses und der „Nackte Luther“ waren während des gesamten Kirchentags präsent: Am Mittwoch auf dem Bahnhofsvorplatz, von Donnerstag bis Sonntag jeweils von 10 bis 20 Uhr auf dem Kröpcke, dem zentralen Platz der Stadt. Die beiden Skulpturen erinnerten unübersehbar an das 11. Gebot: „Du sollst Deinen Kirchentag selbst bezahlen!“
Die Kritik der Aktionsgruppe traf auf eine paradoxe gesellschaftliche Realität: 77 Prozent der Bevölkerung in Deutschland gehören keiner der beiden Großkirchen mehr an – dennoch fördert der weltanschaulich neutrale Staat religiöse Großevents mit zweistelligen Millionenbeträgen. Hannover war bereits zum fünften Mal Gastgeber eines Kirchentags, die Stadt zeigte sich begeistert. Oberbürgermeister Belit Onay freute sich über die „wunderbare Gelegenheit“ und pries 2025 als „besonderes Jahr für Hannover“.
Am Stand des „11. Gebots“ war auch Jens Windel von der Betroffeneninitiative Hildesheim anwesend, dessen Klage gegen die katholische Kirche im Rahmen des Missbrauchsskandals für viel Aufmerksamkeit gesorgt hatte. So verband sich die Kritik an der staatlichen Kirchenfinanzierung mit der Mahnung, dass die Kirchen ihre Verantwortung gegenüber Missbrauchsopfern jahrzehntelang vernachlässigt hatten.
Die Veranstalter zeigten sich am Ende zufrieden: Über 100.000 Menschen hätten teilgenommen, 81.000 Tickets seien verkauft worden, beim Abend der Begegnung hätten sich 150.000 Menschen in der Innenstadt versammelt. Der Abschlussgottesdienst zog 26.000 Menschen an.
Moses‘ mahnender Zeigefinger auf dem Kröpcke stellte die grundsätzliche Frage: Warum zahlt eine schrumpfende Kirche, die in einer zunehmend säkularen Gesellschaft an Bedeutung verliert, für ihr Sommerfest nur noch gut die Hälfte selbst – während der Staat mit Rekordbeträgen einspringt? Hannover 2025 markierte einen traurigen Höhepunkt der Kirchentagssubventionierung – elf Jahre nach der Premiere des „11. Gebots“ in Regensburg war die Staatsförderung nicht gesunken, sondern auf ein Allzeithoch gestiegen.
Die Zahlen waren beeindruckend – in jeder Hinsicht: Bei Gesamtkosten von 25 Millionen Euro flossen 11,73 Millionen Euro aus öffentlichen Kassen – die höchste absolute Förderung eines Evangelischen Kirchentags aller Zeiten. Das Land Niedersachsen steuerte 7 Millionen Euro bei, die Stadt Hannover 4 Millionen Euro plus Sachleistungen und Verzicht auf Erträge in Höhe von 235.000 Euro, der Bund 500.000 Euro. Die Staatsquote lag bei 46,9 Prozent – fast die Hälfte wurde vom Steuerzahler finanziert.
