FAQ
Das Thema "Kirchentagsfinanzierung" ist komplex. In unserem FAQ wollen wir die häufigsten Fragen beantworten und Schein-Argumente widerlegen.
Fragen und Antworten zur Finanzierung von Kirchen- und Katholikentagen:
Durch einen Klick auf die Frage wird die Antwort angezeigt. Überschneidungen in den Antworten sind leider unvermeidlich. Wer nicht jede Frage einzeln aufklappen möchte, kann hier eine PDF mit allen Antworten herunterladen:
Am Mittwoch, den 5. September 2018, hat der Erfurter Stadtrat beschlossen, die Ausrichtung des Katholikentags 2024 mit 600.000 € zu unterstützen. Dieser Beschluss ist verfassungswidrig und der einzige Weg, ihn aufzuheben, ist die Initiierung eines Bürgerbegehrens.
Warum ist die Förderung von Katholikentagen verfassungswidrig?
Kirche und Staat sind getrennt. Dieser Grundsatz muss gerade bei den Finanzen gelten, daher darf der Staat religiöse Veranstaltungen nicht finanziell fördern.
Der Staat (und auch die Kommunen) sind zur weltanschaulichen Neutralität verpflichtet. Die Stadt Erfurt verhält sich aber nicht neutral, wenn sie sich als Austragungsort für einen Katholikentag bewirbt – dann müsste sich die Stadt auch um die Austragung entsprechender Veranstaltungen von Atheisten, Muslimen, Buddhisten, Hinduisten, Taoisten, etc. bewerben. Wo soll das enden? Die Stadt kann sich nur neutral verhalten, wenn sie konfessionelle Veranstaltungen weder finanziell fördert, noch sich um ihre Austragung bewirbt.
Niemand würde bestreiten, dass es rechtswidrig wäre, wenn eine Stadt den Parteitag der CDU subventionieren würde. Weshalb sollte das nicht auch für Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften gelten?
Wenn es verfassungswidrig ist, warum klagen wir dann nicht einfach dagegen?
Nicht alles was rechtswidrig ist, kann auch vor Gericht eingeklagt werden. Ansonsten hätten schon tausende Pazifisten dagegen geklagt, dass ihre Steuergelder für Rüstung und Bundeswehreinsätze ausgegeben werden. Ähnlich ist es in diesem Fall. Wir haben uns von Juristen bestätigen lassen, dass man gegen den Beschluss des Stadtrates nicht klagen kann.
Was ist ein Katholikentag überhaupt?
- Katholiken: 6,5 %.
- Evangelisch: 13,6 %
- Sonstige oder Konfessionsfreie: 79,9 %
Quelle: Zensus 2011
Wäre es nicht falsch, einer religiösen Minderheit unsere Unterstützung zu versagen?
Nein, denn der Staat muss sich weltanschaulich neutral verhalten – egal ob es sich um eine religiöse Minderheit oder die Mehrheit handelt.
Falsch ist es vielmehr, gegen diese verfassungsrechtliche Pflicht zu verstoßen.
Falsch ist es, den Willen der ganz überwiegend nicht-christlichen Erfurter zu übergehen.
Falsch ist es, die hart erkämpfte Trennung von Staat und Kirche auszuhebeln.
Falsch ist es, einer der reichsten Religionsgemeinschaften auch noch öffentliche Gelder hinterher zu werfen.
Falsch ist es, anderen Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften trügerische Hoffnungen zu machen, sie würden von Erfurt gleichbehandelt werden.
Warum ist es ein bloßes Lippenbekenntnis der Stadt, man behandle alle Religionen gleich?
Oberbürgermeister Bausewein (SPD) hat den Vorwurf der Ungleichbehandlung zurückgewiesen. In der entscheidenden Sitzung des Stadtrates verwies er darauf, dass die Stadt ja auch die jüdisch geprägten ACHAVA-Festspiele und den evangelischen Kirchentag auf dem Weg im Jahr zuvor unterstützt habe.
Diese Sichtweise ist sehr engstirnig: Für den OBM gibt es anscheinend nur Katholiken, Protestanten und Juden. Dass Atheisten, Humanisten, Agnostiker, Muslime, Buddhisten, Hinduisten, Taoisten, etc. keine solch großzügige Unterstützung erfahren, blendet er aus.
Selbst unter den geförderten Projekten unterscheiden sich die Summen beträchtlich: Der evangelische Kirchentag auf dem Weg erhielt 2017 »nur« 200.000 € – der Katholikentag soll nun das Dreifache erhalten, obwohl es nur halb so viele Katholiken gibt in Erfurt, wie Mitglieder der evangelischen Kirche.
Die Beschlussvorlage sah nicht nur vor, dass die Stadt den Katholikentag finanziell fördert, sondern sogar, dass sich die Stadt aktiv um die Ausrichtung des Katholikentags bewirbt. In ganz Deutschland ist aber noch kein einziger Fall bekannt, in dem sich eine Stadt aktiv um die Ausrichtung eines Humanisten- oder Atheistentages beworben hat. Das verbreitete Gegenargument, dieser Teil der Bevölkerung sei nicht so gut organisiert und es fehle daher an einem Ansprechpartner, ist längst überholt. Es gibt sogar einen Koordinierungsrat säkularer Organisationen (KORSO).
Der Förderantrag des »Bund für Geistesfreiheit« (BfG) für seinen Humanistentag 2014 in Regensburg wurde abgelehnt – Begründung: keine Relevanz. Die Politik pflegt in dieser Hinsicht eine Doppelmoral: Werden Kirchen- oder Katholikentage gefördert, behaupten Politiker, man würde andere Weltanschauungen auch fördern. Stellen diese dann einen Antrag, werden sie als »unbedeutend« herabgewürdigt und die Förderung der Kirchen- bzw. Katholikentage wird mit angeblichen wirtschaftlichen Effekten verteidigt. Widerlegt man diese Legende von der »Umwegrendite« (dazu unten), begründet die Politik die Förderung wiederum mit den angeblich »breiten gesellschaftlichen Debatten«. Widerlegt man auch diesen Mythos, spielen Politiker den Ball erneut zurück und behaupten wahrheitswidrig, Nicht-Christen würden ja auch gefördert. Und so dreht sich die Diskussion immer wieder im Kreis.
Aber den Katholikentag können doch alle Menschen besuchen – nicht nur Katholiken
Das mag sein, aber offensichtlich spricht sie das Programm nicht an. Nach der eigenen Statistik des Katholikentags sind weniger als 3 % der Besucher keine Christen. Es handelt sich daher um eine rein Christen-interne Veranstaltung – es liegt somit nicht im Interesse der mehrheitlich konfessionsfreien Bevölkerung Erfurts, eine solche Veranstaltung zu fördern.
Der Katholikentag fördert doch den Dialog und die Ökumene. Sollten wir das nicht unterstützen?
Offen bleibt, weshalb wir uns die Dialogbereitschaft der Kirche erkaufen müssen und ob wir Scientology demnächst auch Geld geben um deren Dialogbereitschaft zu fördern. Nach dieser Logik müssten auch Vegetarier die Verkostungsmesse der Massentierhaltungsindustrie bezahlen – schließlich verstehen auch Fleischproduzenten ihre Produkte als »Angebot an die (gesamte) Gesellschaft« einschließlich der (noch-)nicht-Fleischesser.
Und warum sollte es den Staat interessieren, ob die Kirchen sich in Sachen Ökumene aufeinander zu bewegen oder nicht? Dem Staat KANN es nicht nur herzlich egal sein, sondern er MUSS sich sogar weltanschaulich neutral verhalten! Der Staat darf die Kirchen daher gar nicht zu mehr Ökumene auffordern (wie es jüngst Bundespräsident Steinmeier beim Katholikentag in Münster getan hat) und erst Recht darf er solche konfessionellen Veranstaltungen nicht subventionieren!
Auch dem Loblied auf die Streitkultur beim Katholikentag müssen wir widersprechen. Als »hohl, konfliktscheu und harmoniesüchtig« beschreibt Gita Neumann den Katholikentag 2016 in Leipzig. Sie war als Referentin zur Podiumsveranstaltung »Sterbehilfe oder Sterbebegleitung« eingeladen. Allein in diesem Zeitfenster gab es 104 Parallelveranstaltungen! Als »Alibi-Humanistin« saß sie 4 Christen gegenüber. Im Vorgespräch wurde sie gebeten, den von ihr ausgesuchten Fall eines Sterbewilligen nicht zu schildern. »Wir sollten doch das Publikum nicht in Panik versetzen, sondern tröstlich wirken.« Kuschelkurs also! »Bloß um Himmels Willen keine Konflikte ansprechen oder sich darüber gar streitbar auseinandersetzen.«
Selbst unter Christen ist der Nutzen von Katholikentagen umstritten. So bezeichnete der katholische Buchautor Erik Flügge im Interview mit der Augsburger Allgemeine Katholikentage als »eine brutale Geldverschwendung«. Es seien keine Impulse für eine Veränderung der Kirche zu erwarten. »Von den vergangenen Katholikentagen ist die Botschaft ausgegangen, dass alles gleich bleibt oder dass man noch mehr um sich selbst kreist.« Dies hat Flügge hinterher zwar wieder etwas relativiert, aber er hält an seiner Kritik fest, dass ein derartiges Event nur diejenigen erreiche, die sich sowieso schon in der Kirche engagierten. Selbstverständlich hat Flügge für sein Interview von katholischer Seite Kritik einstecken müssen. Das hörte sich dann so an: »Dass genau diese Menschen jetzt beim Katholikentag einfach einmal da sein und ihren Glauben feiern dürfen, ist mehr als gerechtfertigt.« – Es bleibt die Frage: Warum sollen die Stadt Erfurt, der Bund und das Land diese Glaubensfeier finanzieren?
Immer wieder wird kritisiert, dass der Katholikentag mit seinen über 1.000 Veranstaltungen zu unübersichtlich und auch zu beliebig sei. Hinzu kommt noch: Trotz des vollen Programms sind viele Bühnen über mehrere Stunden leer. Angesichts der teuren Technik wird da Geld regelrecht verbrannt. Dennoch hält der Veranstalter unbeirrt an dem Konzept fest und meint, ausreichend Abhilfe zu schaffen, indem man die 32 großen Podien im Programm gelb markiert.
Seit Jahren organisiert die »KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche« parallel zum eigentlichen Katholikentag den »Katholikentag plus«, weil ihr das Original nicht kritisch genug ist.
Beim Katholikentag gibt es Veranstaltungen, die für alle Menschen interessant sind
Wenn dem so wäre, würden sicherlich mehr als nur 3 % der Besucher keine Christen sein. Doch den größten Anteil am Programm haben Bibelarbeit, christliche Gesänge und Messen. Es heißt nicht umsonst „KATHOLIKENtag“ und nicht etwa „BÜRGERtag“. Und nicht umsonst spricht der Veranstalter selbst von einem „Fest des Glaubens“. Dies spricht Nicht-Christen kaum an.
Durchforsten Sie doch einmal die Programmdatenbank des vergangenen Katholikentags in Münster – noch ist sie online. Kreuzen Sie von den vorgegebenen Stichwörtern alle an, die etwas mit Religion zu tun haben. Von den etwas über 1.000 Programmpunkten haben 785 einen religiösen Bezug.
Sowohl beim Katholikentag 2016 in Leipzig als auch bei den verschiedenen »Kirchentagen auf dem Weg« 2017 in ganz Ostdeutschland hat sich gezeigt, dass die Besucherzahlen weit hinter den Erwartungen zurückbleiben.
Dies kann sicher auch mit einer (berechtigten!) Skepsis der Nicht-Christen erklärt werden:
- Alle Diskussionsrunden werden aus christlicher Perspektive geführt.
- Auf den Podien sitzt in der Regel eine geballte Mehrheit von Christen maximal einem Nicht-Christen gegenüber (so zuletzt in Münster, oder noch schlimmer 2016 in Leipzig, als für die Ungläubigen ein leerer Stuhl herhalten musste).
- Und wenn alle rationalen Argumente ausgetauscht wurden, dann ziehen die Gläubigen fast immer den Joker und verweisen auf die Bibel.
Wie viel »Kultur« steckt im Programm des Katholikentags?
Für den letzten Katholikentag in Münster wurde eine Statistik veröffentlicht: »Kultur in Zahlen«. Danach gab es ca. 300 Kulturveranstaltungen. Davon waren 160 Konzerte aus verschiedenen Sparten. Von diesen haben aber allein 65 einen eindeutig christlichen Bezug und sind daher für Nicht-Christen kaum interessant. Im Ergebnis sind von den über 1.000 angepriesenen Programmpunkten nur noch 245 Kulturveranstaltungen. Darin enthalten sind aber immer noch zahlreiche Programmpunkte wie z.B. die Lesung »Glaubensmomente« mit Hanns-Josef Ortheil, die vom Katholikentag als »kulturelles Highlight« beworben wird. Wenn dies zu den Highlights zählt, fragt man sich umso mehr, weshalb dies dem Erfurter Stadtrat 600.000 € wert war.
Die Stadt gibt für andere Dinge viel mehr Geld aus – warum ist das Bürgerbegehren so wichtig?
- Weil es um mehr geht, als nur um den Katholikentag. Die Trennung von Staat und Kirche und die staatliche Pflicht zur weltanschaulichen Neutralität sind eine der wichtigsten Errungenschaften der Moderne. Diese wollen wir verteidigen.
- Niemand weiß, wie hoch die Folgekosten dieser Entscheidung sind. Wenn die Stadt jetzt die Katholiken fördert, dann muss sie in Zukunft aufgrund des Gleichbehandlungsgrundsatzes (Artikel 3 Grundgesetz) auch andere Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften fördern – und zwar unabhängig davon, ob sie diese Religionen bzw. Weltanschauungen auch gutheißt. Denn die Pflicht zur weltanschaulichen Neutralität verbietet dem Staat gerade, ein Werturteil über die verschiedenen Religionen bzw. Weltanschauungen zu treffen.
- Darüber hinaus empfinden wir es einfach als unverschämt, dass eine der reichsten Organisationen der Welt sich Millionen-Zuschüsse bei Stadt, Land und Bund erbettelt, während die öffentlichen Haushalte hoch verschuldet sind. (Erfurt gibt zwar »nur« 600.000 €, aber der Bund gibt in der Regel rund eine halbe Million und die Förderung durch die Bundesländer beträgt in der Regel mindestens eine Million Euro.)
Wie reich ist das Bistum Erfurt?
Allein das Bistum Erfurt hat ein Vermögen von mindestens 323,5 Millionen Euro, während die Stadt Erfurt auf rund 137 Millionen Euro Schulden sitzt. Das Gesamtvermögen der katholischen Kirche in Deutschland wird auf einen dreistelligen Milliardenbetrag geschätzt.
Bei einem Förderantrag ist immer zu prüfen, ob der Begünstigte die Finanzierung nicht selbst tragen kann. Wir meinen: Die Kirche ist nicht förderbedürftig.
Die Stadt fördert doch auch Kultur- und Sportveranstaltungen – wo ist also das Problem?
Religiöse Veranstaltungen wie der Katholikentag sind nicht vergleichbar mit Kultur- oder Sportveranstaltungen. Während § 2 Absatz 2 der Thüringer Kommunalordnung die Schaffung kultureller Einrichtungen ausdrücklich erwähnt, existieren für den Bereich der Religionen Spezialregelungen im Grundgesetz. Diese sehen gerade die Trennung von Staat und Kirche vor und verpflichten den Staat sich weltanschaulich neutral zu verhalten. Das Bundesverfassungsgericht urteilte: „Der Gedanke der Fürsorge des Staates in Glaubensangelegenheiten ist dem Grundgesetz fremd.“ (Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts, Band 44, S. 37 [52 f.])
Dass es auch im Bereich der Sport- und Kulturförderung zu Ungleichbehandlungen kommt, rechtfertigt keinen Verstoß gegen die Pflicht zur weltanschaulichen Neutralität.
Darüber hinaus ist die Fördersumme von 600.000 € auch unverhältnismäßig hoch.
Und was ist mit den hohen Kosten für die Polizei bei Fußballspielen? Die trägt der Staat doch auch?!
Man muss unterscheiden zwischen Polizeikosten und Barzuschüssen für die Veranstaltung selbst. Auch beim Kirchentag zahlt der Staat die Polizeieinsätze zur Sicherung der Veranstaltung. Die Kosten hierfür werden vom Staat noch zusätzlich zu den Barzuschüssen und Sachleistungen getragen, die die Kirchentagsveranstalter von der öffentlichen Hand erhalten! Es ist aber ein kategorialer Unterschied, ob der Steuerzahler die Polizei bezahlt, die für uns alle da ist und die gewährleisten soll, dass wir unsere grundgesetzlichen Freiheiten in Anspruch nehmen können. Oder ob dem Veranstalter direkt ein paar Millionen zur Verfügung gestellt werden.
Sehr oft wird darauf erwidert, Fußballfans seien ja viel gewalttätiger und daher seien die Polizeieinsätze teurer. Dabei wird aber vollkommen außer Acht gelassen, dass die Kirchen- und Katholikentage immer mehr Politiker einladen, um sich mit ihnen zu schmücken. Bundeskanzlerin, Bundespräsident, Außenminister, etc. – sie alle benötigen Personenschützer und ein erhöhtes Polizeiaufgebot. Diese Kosten zahlt auch der Steuerzahler.
Das Team vom 11. Gebot hat einmal überschlagen, was den Steuerzahler die Polizeieinsätze für Fußballspiele pro Besucher kosten und dies ins Verhältnis zu dem Betrag gesetzt, mit dem ein Besucher eines Kirchentags von der öffentlichen Hand gefördert wird. Aufgrund der eklatant höheren Besucherzahlen, schneidet der Fußball wesentlich besser ab als ein Kirchentag: 3,76 € (Fußball) vs. 91 € (Kirchentag).
Warum ist die Fördersumme unverhältnismäßig hoch?
Der städtische Haushalt sieht für die kulturelle Projektförderung im Jahr 2018 gerade mal ein Volumen von insgesamt 68.000 Euro vor. Die 600.000 € für den 5-tägigen Katholikentag entsprechen fast dem neunfachen dessen, was die Stadt sonst im ganzen Jahr zur Förderung von Projekten freier Träger ausgibt. Überdies ist vollkommen unklar, wie viel von den öffentlichen Geldern tatsächlich in das kulturelle – und nicht in das religiöse – Programm fließt.
Selbst den (evangelischen) »Kirchentag auf dem Weg« anlässlich des Reformationsjubiläums 2017 hat die Stadt »nur« mit 200.000 € gefördert – dabei gibt es in Erfurt doppelt so viele Menschen, die der evangelischen Kirche angehören, wie Katholiken. Warum sollen nun Katholiken das sechsfache bekommen von dem was, ihre evangelischen Glaubensbrüder und –schwestern erhalten haben? (Die weiteren Subventionen von Bund und Land noch gar nicht eingerechnet!)
Außerdem subventioniert der Freistaat Thüringen die Kirchen schon jedes Jahr mit rund 24,6 Millionen Euro. Eine weitere Förderung für den Katholikentag ist daher nicht nötig.
Wie viel Geld erhalten die Kirchen bereits vom Freistaat Thüringen?
Die beiden christlichen Kirchen erhalten in Thüringen jedes Jahr sogenannte »Staatsleistungen« in Höhe von rund 24,6 Millionen € – und es wird immer mehr, obwohl die Zahl der Kirchenmitglieder zurückgeht.
Thüringen zahlt damit mehr Geld an die Kirchen als das Bundesland Nordrhein-Westfalen (»nur« 22,5 Millionen €) – obwohl NRW achtmal mehr Einwohner hat und gemessen am Bruttoinlandsprodukt ist NRW sogar zehnmal stärker als unser Bundesland.
Betrachtet man die Staatsleistungen pro Kopf der Bevölkerung liegt Thüringen auf dem dritten Platz – noch vor Bayern und Baden-Württemberg!
Diese Gelder stammen nicht aus den Kirchensteuern, sondern aus dem allgemeinen Steueraufkommen. Diese Millionen werden auch nicht an Diakonie und Caritas gezahlt, sondern an die Kirchen zur freien Verwendung.
Weshalb nun auch noch der Katholikentag mit weiteren Millionen von Stadt, Land und Bund gefördert werden soll, ist vollkommen unverständlich.
Sind wir »radikale Kirchenhasser«?
Nein, ganz bestimmt nicht. Wir erkennen das Engagement vieler Katholiken für die Gesellschaft ausdrücklich an. Aber Atheisten und Andersgläubige engagieren sich ebenfalls und bekommen solche Mega-Veranstaltungen auch nicht gefördert.
Es geht uns ums Prinzip: Kirche und Staat sollten getrennt sein. Wir wollen damit weder den Glauben der Katholiken angreifen, noch ihnen das Recht absprechen, den Katholikentag durchzuführen.
Sollten wir nicht tolerant sein gegenüber den Katholiken?
Tolerant ja – aber das bedeutet nicht, dass wir sie auch noch mit unseren Steuergeldern unterstützen müssen. Dies wird in den Debatten gerne verwechselt. »Toleranz« verlangt einem Menschen lediglich ab, etwas zu ertragen oder zu dulden. Die Kirche hat wie jeder Bürger auch das Recht, für die öffentlichen Plätze eine Sondernutzungserlaubnis zu beantragen. Aber wer die Party bestellt, der muss sie auch bezahlen!
Warum sollten auch Katholiken gegen die öffentlichen Zuschüsse sein?
Die enge Verflechtung tut auch der Kirche nicht gut. Seit Jahrzehnten schießt der Staat mehrere Millionen Euro zu und dafür erhalten der Bundespräsident, die Bundeskanzlerin und das halbe Bundeskabinett beim Katholikentag große Bühnen. Nachhaltige Änderungen haben die Katholikentage aber schon lange nicht mehr bewirkt. Auch kircheninterne Gruppen kritisieren die enge Verbindung zum Staat und die Überdimensionierung der Katholikentage. (Siehe die obige Frage: Der Katholikentag fördert doch den Dialog, die Ökumene und die Streitkultur. Sollten wir das nicht unterstützen?)
Außerdem werden Katholiken, die am Katholikentag teilnehmen, sogar noch mehr zur Kasse gebeten, als Nicht-Kirchenmitglieder.
Warum bezahlen Katholiken, die am Katholikentag teilnehmen, sogar dreifach?
Katholiken finanzieren den Katholikentag
- mit ihren Kirchensteuern,
- mit ihren allgemeinen Steuern und
- mit dem Eintrittsgeld (eine Dauerkarte kostet rund 90 €).
Die öffentliche Förderung der Katholikentage ist daher nicht im Sinne der Katholiken, denn sie zahlen bereits genug Geld an ihre Kirche.
Kann ohne öffentliche Gelder der Katholikentag überhaupt stattfinden?
Ja! Das Vermögen der katholischen Kirche in Deutschland wird auf einen dreistelligen Milliardenbetrag geschätzt. Allein das Bistum Erfurt hat ein Vermögen von über 300 Millionen Euro – während die Stadt mit 137 Millionen verschuldet ist. Die Kirche könnte die Veranstaltung aus der Portokasse zahlen.
Ist der Veranstalter des Katholikentags die Kirche oder eine Laienorganisation?
Die Kirche versteckt sich gerne dahinter, dass der Katholikentag nicht von ihr selbst, sondern vom »Zentralkomitee der deutschen Katholiken« organisiert werde. Das »ZdK« sei eine Organisation katholischer Laien und verfüge nicht über ausreichend eigene Gelder, um den Katholikentag ohne öffentliche Subventionen finanzieren zu können.
Tatsache ist aber, dass stets ein Bistum das ZdK einlädt und beide gemeinsam einen eigenen Verein gründen als Rechtsträger für den jeweiligen Katholikentag. Veranstalter sind daher beide: Kirche und ZdK. Für die Öffentlichkeit schiebt die Kirche aber stets ihren Fanclub – das arme ZdK – vor.
Wie unabhängig von der Kirche ist das ZdK wirklich?
- Das ZdK wird zu 83,7% von der kath. Kirche finanziert (genauer: dem Verband der Diözesen Deutschlands).
- Mitglied im ZdK (das übrigens nur ca. 230 Mitglieder hat) wird nicht Tante Erna von nebenan per Mitgliedsantrag, sondern Mitglied im ZdK wird man nur, wenn man von den Diözesanräten oder der Arbeitsgemeinschaft katholischer Organisationen Deutschlands dort hineingewählt wird. Man wird also hineingewählt von Kirchenfunktionären und Kirchentreuen.
- Ziel des ZdK ist es nicht nur für die Durchführung von Katholikentagen zu sorgen (dafür wurde es im 19. Jahrhundert übrigens gegründet), Ziel des ZdK ist »katholische Lobbyarbeit«, nämlich »die Anliegen der Katholiken in der Öffentlichkeit« zu vertreten.
FAZIT: Auf dem ZdK steht zwar »katholische Laienorganisation« drauf, es ist aber 100 % Amtskirche drin. Nach der Redewendung »Wes Brot ich ess, des Lied ich sing.« kann es mit der Unabhängigkeit des ZdK nicht so weit her sein.
Kommt es überhaupt darauf an, wer genau den Katholikentag ausrichtet?
Nein! Selbst wenn man dem Veranstalter nicht das Vermögen der Kirche zurechnen wollte, so dürfte der Katholikentag dennoch nicht von der öffentlichen Hand gefördert werden, denn die Veranstaltung ist eindeutig konfessionell geprägt und eine Förderung würde gegen die Pflicht zur weltanschaulichen Neutralität verstoßen.
Lassen die Katholikentagsbesucher nicht viel Geld in der Stadt?
Nein! Katholikentagsbesucher sind Low-Budget-Touristen,
- die zu großen Teilen in Gemeinschaftsunterkünften übernachten (wie z.B. Turnhallen und Schulen, an denen dafür extra kein Unterricht stattfindet)
- und auch zu tausenden in »Privatquartieren« bei Einwohnern untergebracht werden (das Entgelt hierfür fließt zu 100 % an den Katholikentag)
- die nicht »shoppen« gehen oder kulturelle Einrichtungen der Stadt besuchen, da sie mit dem überbordenden Programm des Katholikentags beschäftigt sind
- die auch beim Essengehen als »sehr preisbewusst« gelten (siehe frühere Erfahrungen, z. B. in Münster und Leipzig).
Während Hotelgäste in Erfurt laut einer Untersuchung durchschnittlich 180 € pro Tag in der Stadt lassen, geben Dauergäste des Katholikentags im Durchschnitt nur 35 € und Tagesgäste sogar nur 15 Euro pro Tag aus (Quelle: Homepage des ZdK). In den Schätzungen zur Berechnung des Umsatzes werden die Besucherzahlen aber nicht mit diesen Tagessätzen multipliziert, sondern mit den zuvor genannten Touristensätzen. Dadurch ergeben sich vollkommen unrealistische Millionensummen. (Eine genauere Analyse für den Katholikentag 2016 in Leipzig hat die Kunstaktion »11. Gebot« erstellt.)
Der Katholikentag ist ein Verlustgeschäft für den Handel und den Stadthaushalt!
Nach einer Marktforschungsstudie der Hochschule Bremen über die regionalwirtschaftlichen Auswirkungen des 32. Evangelischen Kirchentags 2009 verzeichnete der Innenstadteinzelhandel sogar ein deutliches Umsatzminus von bis zu 40 % (S.44). Grund hierfür ist, dass viele Einwohner, die an dem »Glaubensfest« bewusst nicht teilnehmen wollen, der Innenstadt lieber fern bleiben. Auch beim letzten Katholikentag 2018 in Münster beklagte der Einzelhandel Verluste. Ein Plus verzeichneten lediglich die Hotelerie und Gastronomie – doch dann sollen die sich lieber an der Finanzierung des Events beteiligen, wie es bei Stadtfesten üblich ist.
Die Stadt Leipzig schätzt, dass sie durch den Katholikentag 2016 gerade einmal Steuermehreinnahmen in Höhe von 180.000 € hatte – gezahlt hat Leipzig aber 1 Million € und der Freistaat Sachsen noch weitere 3 Millionen €. Ausgaben des Katholikentags und seiner Besucher »in« der Stadt sind nicht gleichzusetzen mit Rückflüssen »an« die Stadt. Für die öffentliche Hand sind Kirchen- und Katholikentage Verlustgeschäfte, die auch noch Kosten verursachen (siehe übernächste Frage).
Aber angeblich gab es 2016 doch Millionenumsätze beim Katholikentag in Leipzig?!
- Das alles beruht nur auf Schätzungen.
- Diese sind viel zu hoch angesetzt. (Siehe die Frage zuvor »Lassen die Katholikentagsbesucher nicht viel Geld in der Stadt?«)
- Selbst wenn: Umsatz ist nicht gleich Gewinn – und nur der ist zu versteuern. Und bei Hotel- und Unternehmensketten verbleibt der Gewinn nur selten in der Austragungsstadt.
- Von dem Umsatz landet nur ein Bruchteil über Steuermehreinnahmen wieder im Stadthaushalt. In Leipzig waren es nur 180.000 € (so die Berechnung des Kulturdezernats). Leipzig hatte aber 1 Million € gezahlt (und der Freistaat Sachsen weitere 3 Millionen).
- In den Schätzungen werden die Kosten nicht berücksichtigt, die bei der Stadt anfallen. (siehe nächste Frage)
Fazit: Wenn der Stadtrat die Wirtschaft unterstützen will, dann kann er das nachhaltiger tun. Die Wirkung solcher Einmal-Events verpufft sehr schnell.
Siehe auch die ausführliche Analyse auf der Website der Kunstaktion »11. Gebot«.
Welche Kosten bzw. Nachteile bringt der Katholikentag für die Stadt?
In den bisherigen Auswertungen durch die Stadt wurden diese nicht genau beziffert. Kosten fallen aber auf jeden Fall an für
- die Reinigung von öffentlichen Plätzen, von der Stadt zur Verfügung gestellten Räumen und insbesondere den Schulen, die vom Katholikentag als Gemeinschaftsunterkünfte genutzt werden,
- die Entsorgung des Mülls von zehntausenden Menschen (beim letzten wurde in Münster ein Müllrekord aufgestellt: 40 Tonnen!) ,
- hunderte Sonderfahrten des ÖPNV, der von den Katholikentagsbesuchern kostenlos genutzt werden kann und
- tausende Polizeieinsatzstunden – Katholikentagsbesucher sind zwar in der Regel friedlicher als so mancher »Fußball-Fan«, aber der Schutz der Polit- und Kirchenprominenz vor Terroranschlägen kostet auch Geld.
Der Einzelhandel verbucht in der Regel massive Umsatzrückgänge (siehe oben).
- Selbst wenn all dies zutrifft, so rechtfertigt es dennoch keinen Verstoß gegen unsere Verfassung: Der Staat ist zur weltanschaulichen Neutralität verpflichtet (siehe oben).
- Anders als die meisten Kulturveranstalter ist die Kirche reich genug, um den Katholikentag auch ohne die Förderung durch die öffentliche Hand durchzuführen (siehe oben). Schon in Leipzig signalisierte man, notfalls auch ohne einen städtischen Zuschuss nach Leipzig zu kommen. Dann aber würde Erfurt ohnehin in den Medien genannt werden. Es handelt sich um einen »Sowieso-Effekt«, den sich die Stadt nicht erkaufen muss.
- Die Behauptung, dass viele der Katholikentagsbesucher die Stadt noch einmal als Touristen besuchen würden, ist unseres Wissens durch nichts belegt. Sie darf auch bezweifelt werden, da es genauso wahrscheinlich sein dürfte, dass die Teilnehmer auf einen erneuten Besuch verzichten, da man die Stadt ja schon gesehen hat. Und wenn sie doch kommen, so ist auch dies ein »Sowieso-Effekt«, für den die Stadt nicht zahlen braucht.
- Wenn es der Stadt um die Tourismus-Förderung geht, so sollte sie das Geld lieber nachhaltig in die schon existieren Stadt-Marketing-Programme investieren.
- Wenn die Stadt einen Image-Gewinn erzielt, dann doch wohl nur, wenn es eine gelungene Veranstaltung ist. Die Stadt hat aber keinerlei Möglichkeit, auf das Programm Einfluss zu nehmen. Vielmehr wurde dem Veranstalter ein Blanko-Scheck ausgestellt und die Stadt weiß gar nicht, wie viel von dem Geld für Bibelarbeit und christliche Gesänge ausgegeben werden.
- In Leipzig war die Bevölkerung sehr erbost, weil viele Schulen keinen Unterricht durchführen konnten, da sie als Gemeinschaftsquartiere den Teilnehmern des Katholikentags zur Verfügung gestellt wurden. Dies führte eher zu einem Image-Verlust, als einem Image-Gewinn.
- Das einzige Image, dass die Stadt durch die Förderzusage bekräftigt, ist ihr Image, sich nicht weltanschaulich neutral zu verhalten und die christlichen Kirchen zu bevorzugen. Durch die Verweigerung eines Zuschusses könnte Erfurt stattdessen bundesweit das Signal setzen: Wir behandeln ab jetzt alle Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften gleich und bevorzugen keine von ihnen. Jede von ihnen kann zu uns kommen und unsere Messehalle mieten und eine Sondernutzungserlaubnis für unsere öffentlichen Plätze beantragen. Aber wer die Musik bestellt, der zahlt sie auch!
Prinzipiell ja, aber warum soll »Weltoffenheit« zwingend bedeuten, etwas auch finanziell zu unterstützen? Das Prinzip der offenen Gesellschaft verpflichtet uns nur zur Toleranz, also zur Duldung – nicht jedoch zur aktiven Unterstützung.
Zur Weltoffenheit gehört gerade auch die weltanschauliche Neutralität des Staates, denn nur so ist der unverfälschte Wettbewerb der Meinungen möglich.
Subventionen nur für die beiden christlichen Großkirchen zeugen gerade nicht von Weltoffenheit, sondern von einer unfairen Privilegierung.
(Quelle für das Zitat von Bausewein: MDR)
Stimmt es, dass in Leipzig wegen des Katholikentags der Schulunterricht ausfallen musste?
Ja, in mehr als 30 Bildungseinrichtungen wurde der reguläre Betrieb vorübergehend ausgesetzt. »Tausende Schüler haben am Donnerstag und Freitag keinen Unterricht, weil ihre Schulen als Unterkunft oder Veranstaltungsort für die Gäste des 100. Katholikentages dienen. Während in den Schulen noch die Abschlussprüfungen laufen, ist eine religiöse Veranstaltung scheinbar wichtiger als die Zukunft der Leipziger Schüler«, hieß es 2016 in einer gemeinsamen Mitteilung der Schülervertretungen. Laut Friedrich Roderfeld, Vorsitzender der Landesschülerrates, sei dieser Umstand vor allem für Schüler in Examenssituationen prekär. Zudem sei die Finanzierung der alternativ angesetzten Exkursionen unklar. »Viele Schulklassen werden gezwungenermaßen auf eigene Kosten einen Projekttag durchführen, andere Schüler werden sofort in das viertägige Wochenende verabschiedet«, so die Schülerräte in ihrer Mitteilung.
- Wir haben erheblichen Grund, dies zu bezweifeln. Künstler (und auch Diskussionsteilnehmer) berichten immer wieder, dass sie vom Veranstalter gebeten werden, auf ihre Gage zu verzichten oder nur ein sehr geringes Honorar erhalten.
- Die Stadt hat keinen Einfluss, welche Künstler und zu welchen Themen sie engagiert werden. Der Katholikentag erhält einen Blankoscheck und kann damit vorrangig christliche Kultur fördern und Kirchen-/Religionskritiker aussperren.
- Die Stadt gibt nur 68.000 € zur Förderung der freien Kultur im gesamten Jahr 2018 aus. Es ist einfach unverhältnismäßig, dann in 5 Tagen fast das Neunfache davon an einen Veranstalter auszuzahlen. Zumal vollkommen offen ist, wie viel davon tatsächlich in die Kultur fließt. Die Stadt sollte lieber langfristig die kulturelle Szene stärken, anstatt sich für wenige Tage im Blitzlichtgewitter der Medien zu sonnen.
Wer fördert den Katholikentag – neben der Stadt Erfurt – noch?
Die Liste der privaten Sponsoren ändert sich jedes Jahr – einzelne Unternehmen wie die Volkswagen AG sind hingegen schon seit Jahren Sponsor.
Unter dem Blickwinkel der Pflicht zur weltanschaulichen Neutralität des Staates sind für uns aber vor allem die öffentlich-rechtlichen Träger interessant:
- Bund: in der Regel rund eine halbe Million Euro
- Bundesländer: in der Regel mindestens eine Million Euro (Der Freistaat Sachsen gab sogar 3 Mio. €!)
- Stadtwerke: sind sehr oft Sponsor
- die örtliche Sparkasse oder Sparkassen-Stiftung: sind sehr oft Sponsor
Ganz und gar nicht, denn erst die Investitionen der Stadt und des Freistaates Thüringen in die Infrastruktur (z. B. das verlustträchtige Messegelände) und die planerische Unterstützung durch die Angestellten der Stadt ermöglichen überhaupt so ein Großereignis. Hiervon profitieren das ganze Jahr über alle Veranstalter und Besucher – nicht nur der Katholikentag.
Darüber hinaus genießt die Stadt nicht nur Vorteile, sondern auch handfeste Nachteile (siehe oben).
Wofür werden die Zuschüsse von Stadt, Land und Bund überhaupt ausgegeben?
Die Subventionen der öffentlichen Hand werden ohne Zweckbindung gewährt, das heißt: Der Staat kann nicht beeinflussen, ob sein Geld ausgegeben wird
- für die Anmietung einer Halle für Bibelarbeit und kirchliche Gesänge oder
- für Diskussionsplattformen zu gesellschaftlichen Themen oder
- für teure Hotels für die Kirchenprominenz oder
- für die überbordende Werbung.
Wer einen Katholikentag einmal gesehen hat, der weiß, dass unheimlich viel Geld in das Marketing fließt. Ganze Innenstädte sind mit Fahnen, Bannern, Plakaten und Aufstellern »geschmückt«.
Ein Teil der Subventionen fließt direkt zurück an die Stadt in Form von Gebühren, z. B. für die Nutzung von Schulgebäuden als Gemeinschaftsunterkünfte, für die Beseitigung des Mülls, für die Anmietung stadteigener Räume und für die kostenlose Nutzung des ÖPNV durch die Besucher des Katholikentags. Die Kirche weist gerne darauf hin, dass sie der Stadt all diese Kosten ersetze. Doch diese Rechnung nennt man gemeinhin »linke Tasche, rechte Tasche«: Erst gewähren Stadt, Land und Bund Zuschüsse und dann fließt nur ein Teil davon an diese zurück. Faktisch gewähren die öffentlichen Träger dem Katholikentag daher Leistungen, für die andere Veranstalter stets bezahlen müssten.
Die Kirche tut so viel Gutes. Sollten wir daher nicht einmal etwas zurückgegeben?
- Viele andere nicht-kirchliche Organisationen sind ebenfalls gemeinnützig und viele tausend Menschen in Erfurt engagieren sich ehrenamtlich. Denen spendiert die Stadt aber auch kein Sommerfest. Und das soll sie auch gar nicht, denn dann kämen wir aus dem Feiern gar nicht mehr raus. Es heißt »Ehrenamt«, weil man es der Ehre halber tut und nicht weil man im Gegenzug eine Förderung durch Stadt, Land und Bund in Millionenhöhe erwartet.
- Der ganz überwiegende Teil der Leistungen der Caritas wird bereits aus Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen finanziert. Der Anteil der Kirchensteuer beträgt teilweise 0 (null!) Prozent (z.B. in der Jugendhilfe). Kritiker sprechen daher von der »Caritas-Legende«. Die Zahlen können auf der Website der Caritas überprüft werden.
Das Bürgerbegehren wurde von Erfurter Bürgern initiiert, u.a. Robert Scholz, Patrick Hentschke und Vincent Höcker.
Bereits mehrere Organisationen haben ihre Unterstützung für das Bürgerbegehren angekündigt – siehe den Eintrag »Unterstützer« auf unserer Website.
Wer hat die Figur gemacht auf dem Titelbild unserer Web- und Facebookseite?
Das ist Moses, der neben den 10 Geboten nun auch das 11. Gebot verkündet. Geschaffen wurde er von der Kunstaktion »11. Gebot: Du sollst Deinen Kirchentag selbst bezahlen!« (Website, Facebook)
Das Team vom 11. Gebot hat bereits im Mai in Erfurt demonstriert, als die Diskussion um den Zuschuss für den Katholikentag begann. Das Team steht uns mit Rat und Tat zur Seite. Aber es ist wichtig, dass nun wir Erfurter uns selbst um die Belange unserer Stadt kümmern.