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Pressemitteilung: „Die nackte Wahrheit“ in Berlin: Der Kirchentag feiert einen Antisemiten. Mit Steuergeldern.

23. Mai 2017

PRESSEMITTEILUNG 

Kritische Kunstaktion gegen die Subventionierung der Kirchentage und der Lutherjahr-Feierlichkeiten aus Steuergeldern

Mit einer vier Meter hohen Skulptur „Der nackte Luther“ von David Farago wird die Giordano-Bruno-Stiftung (gbs) die Feierlichkeiten zum Lutherjahr 2017 in Berlin, Wittenberg und Leipzig bereichern. Neben der Lutherskulptur wird auch die „Mosesplastik“ der Kunstaktion „11. Gebot: Du sollst Deinen Kirchentag selbst bezahlen“ zu sehen sein. Mit der Mosesplastik ziehen David Farago, Initiator der Kunstaktion „11tes Gebot“, und sein Team schon seit 2014 von Kirchentag zu Kirchentag, um die Politik daran zu erinnern, dass die Subventionierung von Kirchentagen eine verfassungswidrige Veruntreuung von Steuergeldern darstellt.

Ort und Zeit:

  • Di, 23.05.2017 Berlin: Start in der Leipziger Straße 60 Gebäuderückseite (12.00 Uhr); Platz vor Bundesrat (12:30 Uhr); Bundestag, Platz der Republik (15:00 Uhr); Pariser Platz, Ostseite Brandenburger Tor (ab 18:00 Uhr)
  • Mi, 24.05.2017 Berlin: Start in der Leipziger Straße 60 Gebäuderückseite (10.00 Uhr); Brandenburger Tor, Ebertstraße (12:00 Uhr); Bundestag, Platz der Republik (14:30 Uhr); Brandenburger Tor, Pariser Platz (15:00 Uhr); Gendarmenmarkt (ab 21:30);
  • Do, 25.05.2017 Berlin: auf dem Vorplatz Messe, Messe-Eingang Süd (ab 10:00 Uhr)
  • Fr, 26.05.2017 Leipzig: ganztags in der Leipziger Innenstadt überwiegend vor dem Rathaus, teilweise auch Augustusplatz 
  • Sa, 27.05.2017 Wittenberg: ganztags in der Wittenberger Innenstadt 
  • So, 28.05.2017 Wittenberg: ganztags in der Wittenberger Innenstadt 

Aus wettertechnischen Gründen kann es Abweichungen von Start und Ende der Versammlungen geben. In Wittenberg und Leipzig wird die Route tagesaktuell festgelegt. Der aktuelle Standort der Kunstaktion mit den Skulpturen wird laufend auf Facebook www.facebook.com/11tes.gebot bekannt gegeben und kann bei den Veranstaltern telefonisch (0175 410 25 35) erfragt werde

 

Pressekontakt:

David Farago

GBS Augsburg

Jakobsplatz 6

86152 Augsburg

Handy: +0175 410 25 35

Mail: d.farago(at)giordano-bruno-stiftung.de

Kunstaktion: „11. Gebot“

www.11tes-gebot.de

 

 

HINTERGRUND:

Jedes Jahr subventioniert die öffentliche Hand evangelische und katholische Kirchentage mit rund 6,5 Millionen Euro. Der Staat trägt damit einen deutlich höheren Anteil an den Kosten als die Kirchen, den eigentlichen Profiteuren der Kirchentage. Der Kirchentag 2017 wird sogar mit rund 12 Millionen Euro subventioniert. Für die Feierlichkeiten im Rahmen der „Luther-Dekade“ zahlt die öffentliche Hand gar 250 Millionen Euro aus allgemeinen Steuergeldern und gewährt im Oktober 2017 einen zusätzlichen bundesweiten Feiertag zum 500. Jahrestag des angeblichen Thesen-Anschlags Luthers. Damit verletzt der deutsche Staat nicht nur das verfassungsrechtliche Gebot der weltanschaulichen Neutralität, er subventioniert mit den Luther-Feierlichkeiten auch den Personenkult um einen der wirkmächtigsten Vertreter des Judenhasses. Vom 23.Mai bis zum 28. Mai wird daher eine kritische Kunstaktion in Berlin, Leipzig und Wittenberg diese „nackte Wahrheit“ einer breiten Öffentlichkeit mittels zweier mobiler Figurenwagen nahebringen.

Martin Luther, der Verkünder der „Freiheit des Christenmenschen“, war vor allem auch ein Verkünder und Förderer der Unfreiheit und Unterdrückung von Juden:

»Für Adolf Hitler war Martin Luther „ein großer Mann, ein Riese“, der „den Juden“ sah, „wie wir ihn erst heute zu sehen beginnen.“ Auch für den evangelischen Landesbischof Martin Sasse, der 1938 (nach der Reichspogromnacht) das Heft „Martin Luther über die Juden: Weg mit ihnen!“ herausgab, war der Reformator ein leuchtendes Vorbild, der „größte Antisemit seiner Zeit, der Warner seines Volkes wider die Juden“. Die Nationalsozialisten setzten um, was Luther 400 Jahre zuvor in seiner Hetzschrift „Von den Juden und ihren Lügen“ gefordert hatte, nämlich Zwangsarbeit und Zwangsunterbringung für Juden sowie das Niederbrennen ihrer Synagogen. Von Martin Luther übernahmen die Nazis auch den Leitspruch ihres Hetzblattes „Der Stürmer“: „Die Juden sind unser Unglück!“ Kein Wunder also, dass sich „Stürmer“-Herausgeber Julius Streicher 1946 beim Nürnberger Prozess mit Berufung auf Martin Luther verteidigte: „Dr. Martin Luther säße heute sicher an meiner Stelle auf der Anklagebank, wenn dieses Buch von der Anklagevertretung in Betracht gezogen würde. In dem Buch ‚Die Juden und ihre Lügen‘ schreibt Dr. Martin Luther, die Juden seien ein Schlangengezücht. Man solle ihre Synagogen niederbrennen, man solle sie vernichten.“ « (Giordano-Bruno-Stiftung, 03.05.2017)

Luthers Verachtung galt nicht nur „den Juden“, sondern auch Frauen, Behinderten, Bauern und allen Menschen, die der christlichen Glaubenslehre kritisch gegenüber standen. Luthers Weltsicht stand in fundamentalem Widerspruch zu unserer heutigen Idee der Menschenrechte, etwa der Meinungs- und Pressefreiheit, Gleichheit der Geschlechter und der Religions- und Weltanschauungsfreiheit. Die Menschenrechte – und nicht etwa innerkirchliche Reformbewegungen - bilden die tragende Säule unserer heutigen freiheitlich-demokratischen Gesellschaft. Sie mussten von Aufklärern und Humanisten gegen den erbitterten Widerstand der Kirchen durchgesetzt werden. Doch anstatt etwa den Geburtstag von Kant, Diderot oder Voltaire oder die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte vor der Vollversammlung der UN 1948 zu feiern, fördert die öffentliche Hand noch im 21. Jahrhundert Feierlichkeiten für einen ausgemachten Antisemiten und Antidemokraten mit einer viertel Milliarde Euro und einem eigenen Feiertag.

Zu den wesentlichen Prinzipien eines Rechtsstaates gehören auch die Trennung von Staat und Kirche und weltanschauliche Neutralität. Staatliche Organe dürfen nicht bestimmte religiöse Gruppen einseitig fördern und damit besserstellen als andere. Dennoch fördern Politiker seit Jahrzehnten einseitig die evangelischen und katholischen Kirchentage mit Steuergeldern. Die Subventionierung von Kirchentagen verstößt also auch unabhängig von der Person Luthers gegen unsere Verfassung.

Die Subventionierung der Kirchentage diskriminiert konfessionsfreie Menschen: diese müssen mit ihren Steuergeldern ein religiöses Fest einer Organisation mitfinanzieren, deren Positionen zu Sexualität, Schwangerschaftsabbruch oder Sterbehilfe sie mehrheitlich ablehnen.

Kirchentage sind nachweislich für Nicht-Christen uninteressant. So waren etwa beim Kirchentag in Hamburg 2013 und beim Katholikentag in Regensburg 2014 mindestens 98% der Teilnehmer Mitglied in einer christlichen Kirche. Derzeit (2016) gehören 75% der Berliner keiner der beiden Kirchen an. Es ist ein Akt politischer Verantwortungslosigkeit, wenn verschuldete Städte wie Berlin mit den von allen Bürgern entrichteten Steuergeldern religiöse Missionierungsveranstaltungen der reichen Großkirchen finanzieren anstatt Schulen, Kitas und Infrastrukturprojekte, die allen Bürgern zu Gute kommen.

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Erste Bilder

 

 

Alle Fotos dieser Pressemitteilung: © Evelin Frerk

 

By thorstenadmin