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Erster Teilerfolg: Entscheidung des Stadtrats vertagt

Der Leipziger Stadtrat hat in seiner Beratung vom 16. Juli 2014 die Entscheidung, ob die Stadt dem Katholikentag 2016 einen Zuschuss in Höhe von einer Million Euro gewähren soll, vertagt. Im Vorfeld der Stadtratssitzung gab es deutlichen Widerspruch vor aus der Fraktion der Piratenpartei, und die Grünen waren immerhin für eine Verringerung der Summe eingetreten. Auch die Regionalgruppen Mittelthüringen, Dresden und Stuttgart der humanistischen Giordano-Bruno-Stiftung und die gbs-Hochschulgruppe Jena protestierten gegen die im Raum stehenden Zahlungen und zogen die Mosesplastik mit dem "11. Gebot" am 15. und 16. Juli durch die Leipziger Innenstadt. 

Die Absicht des Stadtrates, am Mittwoch dem Plan zu einer Millionenzahlung an den Katholikentag 2016 zuzustimmen, kommentiert die designierte Piraten-Stadträtin Ute Elisabeth Gabelmann: “Die Leipziger sind zu Recht empört darüber, einer derart umstrittenen und zudem sehr reichen Institution einen absurd hohen Betrag dafür zahlen zu müssen, dass diese so gnädig ist, ihr Treffen bei uns abzuhalten. Wir haben städtische Schulden von derzeit etwa 700 Millionen Euro, wir streichen bei Jugendprojekten und soziokulturellen Einrichtungen, wir können Schulkindern nicht mal ein anständiges Klo anbieten – das ist beschämend! Auf der anderen Seite findet der Leipziger Katholikentag im Bistum Dresden-Meißen statt, welches über einen eigenen Haushalt von 60 Millionen Euro verfügt. Außerdem zahlt bereits der Freistaat Sachsen drei Millionen Euro an die Veranstalter. Es gibt einfach klare Prioritäten – ein Katholikentag gehört nicht dazu.” (Quelle: Piratenpartei Leipzig)
 

In einem aktuellen hpd Artikel "(K)eine Million für die Kirche", der die Gesamtproblematik der Kirchensubventionen klar und umfassend darstellt, zieht Maximilian Steinhaus von der gbs Hochschulgruppe Jena, folgende Bilanz:

"[...] Wenn Sie wirklich Leipzigs Image des “selbstbewussten Bürgertums” stärken möchten, so bietet der 100. Katholikentag hierzu tatsächlich die passende Gelegenheit - allerdings nicht durch die Zahlung einer Millionenförderung, sondern indem endlich Ernst gemacht wird mit der strikten Trennung von Staat und Kirche, wie sie unsere Verfassung gebietet. Selbstbewusst und selbstbestimmt ist nur, wer sich nicht erpressbar macht: Wenn einem Veranstalter die örtlichen Gegebenheiten nicht genügen und er die Austragung von einer Subvention abhängig macht, sollte die Stadt ihn ziehen lassen. Anderenfalls treten die Städte unnötig zusätzlich in Konkurrenz zueinander, obwohl sie bereits durch teure (aber nachhaltigere!) Infrastrukturmaßnahmen versuchen, sich Vorteile zu verschaffen.



Leipzig könnte die erste Stadt sein, die hier mit positivem Beispiel vorangeht und die Religion als das behandelt, was sie ist: eine reine Privatangelegenheit. Sie möchten Leipzig als “weltoffene” Stadt präsentieren? Dann zeigen Sie, dass Leipzig nicht einzelne Veranstalter bevorzugt, sondern die vorhandenen Mittel gerecht in die Infrastruktur investiert, um somit allen Besuchern bestmögliche Bedingungen zu bieten.



Sie schätzen die Selbstbestimmtheit der Leipziger Bürger? Dann respektieren Sie die Entscheidung von über 95 Prozent der Leipziger, nicht dem katholischen Glauben angehören zu wollen. Sie möchten Leipzig als “barrierefrei und ökologisch nachhaltig” zeigen? Dann nehmen Sie die Million selbst in die Hand und tun etwas dafür!



Sie wollen den öffentlichen Meinungsbildungsprozess anregen? Dann sollten Sie erstens entsprechende Veranstaltungen fördern, die konfessionsunabhängig sind. Zweitens würden Sie damit auch die Organisationshoheit behalten (anstatt sie an eine Glaubensgemeinschaft abzutreten) und könnten selbst Themenschwerpunkte setzen. Drittens könnten Sie somit auch darauf hinwirken, dass entsprechende Veranstaltungen tatsächlich kostenfrei sind. Viertens sollten Sie zur Aufklärung und Diskussionsanregung lieber auf Strukturen zurückgreifen, die zum einen vor Ort vorhanden sind und die zum anderen den Fortschritt unserer Gesellschaft in den letzten 200 Jahren erst ermöglichten: die zahlreichen wissenschaftlichen Einrichtungen.



Sie möchten, dass über Leipzig in den Medien berichtet wird? Dann treffen Sie die Grundlage für positive Schlagzeilen und stimmen Sie gegen den städtischen Zuschuss. Zeigen Sie, dass Leipzig Prioritäten setzt: Schulen, Kitas, Kultur, Umwelt & Soziales für alle Konfessionen statt Privilegierung der zwei Großkirchen! Nach 1989 könnte sich Leipzig damit wieder einmal als progressive Kraft in Deutschland hervortun. DAS würde tatsächlich zu Leipzigs Image passen".

 Presseecho:

Konfessionszugehörigkeit in Leipzig (2012):

 

Quelle: Statistisches Jahrbuch Leipzig 2013

Katholisch:  4,3 %
Evangelisch: 11,9 % 
Sonstige oder keine Religion: 83,90%

 

Katholikentag 2016 in Leipzig (* Gelder teilw. erst beantragt):

 

Quelle: www.mittelbayerische.de; siehe auch Interview mit Leipziger Kulturdezernent

Land Sachsen: 3.000.000 EUR
Bund: 500.000 EUR
Stadt Leipzig: 1.000.000 EUR
Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK),   Bistum Dresden-Meißen, Teilnehmerbeiträge, Sponsoring, Einnahmen, etc: 5.400.000 EUR
Gesamt:  9.900.000 EUR

 

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By thorstenadmin
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